072 by Medusas Bruder (Teil 2 von 2)

072 by Medusas Bruder (Teil 2 von 2)

Autor:Medusas Bruder (Teil 2 von 2) [Bruder, Medusas]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-11-21T17:54:28+00:00


»Und wie kommen Sie auf die Idee, daß ich gefahren bin?« fragte Mike so ruhig wie möglich.

Der Mann stutzte. »Wie meinen Sie das?«

»Ich bin nicht gefahren«, sagte Mike ruhig. »Ich habe auf dem Beifahrersitz gesessen.«

»Originell.«

»Was ist originell?«

»Die Ausrede. Wir hören sie ungefähr sechsmal die Woche.«

»Aber …« Der Polizist hob abwehrend die Hände.

»Regen Sie sich nicht auf. Sie können das alles dem Inspektor er-zählen.«

»Dann bringen Sie mich zu ihm«, verlangte Mike.

»So schnell geht das nicht. Er wird in ungefähr zwei Stunden hier sein. Aber ich werde Ihnen den Arzt reinschicken.«

»Mir fehlt nichts«, sagte Mike ungehalten. »Ich möchte Ihren Vor-gesetzten sprechen und telefonieren.«

»Inspektor Carrinforth kommt in zwei Stunden«, wiederholte der Beamte geduldig. »Und das Telefonat …« Er lächelte, stellte sich de-monstrativ auf die Zehenspitzen und lugte über Mikes Schultern ins Zimmer. »Sehen Sie hier irgendwo einen Apparat?«

»Nein.«

»Sehen Sie.« Das Grinsen wurde fast noch breiter. »Und ich habe Anordnung, Sie unter keinen Umständen herauszulassen. Tut mir leid. Sie werden sich gedulden müssen. Aber zwei Stunden sind ja nicht lange.«

»Hören Sie! Ich …«

Die Tür wurde zugeschlagen. Mike starrte die weißlackierte Fläche einen Augenblick lang wütend an, ehe er sich umdrehte und zu seinem Bett zurückstapfte. Der Polizist schien zu jener Sorte Beamten zu gehören, die weder durch gutes Zureden noch durch Naturge-walten davon abzubringen waren, ihre Befehle Wort für Wort auszuführen. Wenn er sagte, daß es zwei Stunden dauerte, dann würde Mike auch so lange warten müssen.

Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und versuchte, einen logischen Sinn in der ganzen verrückten Angelegenheit zu entdecken. Wenn das, was Claire getan hatte, ein Mordanschlag gewesen war, dann ein riskanter. Die Chance, daß sie selbst bei dem Unfall verletzt oder getötet wurde, war zumindest genauso hoch gewesen wie die, Erfolg zu haben.

Im Grund gab es nur eine einzige Erklärung – Claire Palmer hatte nicht mehr gewußt, was sie tat. Der seltsame Ausdruck auf ihrem Gesicht und der kalte, gefühllose Ton in ihrer Stimme fiel ihm wieder ein. Während der Amokfahrt war er viel zu aufgeregt gewesen, um darüber nachzudenken, aber jetzt, im nachhinein, fiel ihm noch mehr auf. Die Frau, die neben ihm hinter dem Steuer des Porsche gesessen hatte, war eigentlich nicht mehr Claire Palmer gewesen. Ihr Körper, vielleicht, aber nicht mehr ihr Geist. Selbst wenn sie – aus welchem Grund auch immer – wirklich vorgehabt hätte, ihn zu er-morden, hätte sie es auf andere Weise getan.

Jemand klopfte an die Tür, dann wurde der Schlüssel gedreht.

Mike fuhr hastig auf und stemmte sich hoch. Ein etwa fünfzigjähriger Mann im weißen Arztkittel betrat das Zimmer.

»Sie sind wach, wie ich sehe. Das ist gut.«

Mike lächelte gezwungen und bemühte sich, ruhig zu bleiben. Der Arzt war nicht für seine mißliche Lage verantwortlich. Es hatte keinen Sinn, wenn er seine schlechte Laune an ihm ausließ.

»Wie fühlen Sie sich?«

»Gut«, antwortete Mike. »Jedenfalls nicht so krank, um hier her-umzuliegen.« Er deutete anklagend auf sein Nachthemd. »Muß das sein?«

Der Arzt setzte sich neben ihm auf die Bettkante, griff nach seinem Handgelenk und fühlte den Puls. »Ihre Sachen sind ziemlich lädiert.

Aber ich lasse sie Ihnen bringen, wenn Sie Wert darauf legen.



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